Oh yeah, du Fröhliche!
Kerzen, Plätzchen und ungewöhnliche Weihnachtsbräuche aus aller Welt – ein bunter Thementeller zum Fest.
Still und heilig durch die Nacht ...
Von A wie Adventskranz bis Z wie Zimt beschert die gnadenreiche Advents- und Weihnachtszeit uns Schreiberlingen alle Jahre wieder reichlich Stoff zum Tastenklappern. Und daher konnte ich meinen persönlichen Texter-Tannenbaum in den vergangenen zehn Jahren unter anderem mit den folgenden Kugeln schmücken:
• Licht ins Dunkel bringen! Eine kleine Kulturgeschichte der Kerze
• Backe backe Plätzchen ... So macht Kindern die Weihnachtsbäckerei noch mehr Spaß
• Spekulatius, Stollen, Zimtstern und Berliner: Weihnachtsgeschichten aus der Backstube
• Wundersam? Weihnachtsbräuche aus aller Welt
Herzlich willkommen also im geistigen Knusperhäuschen! Vielleicht erfahren Sie hier ja ganz bequem und amüsant die eine oder andere Kleinigkeit zum Weihnachtsfest, die Sie schon längst einmal ergooglen wollten?
Licht ins Dunkel bringen!
Eine Weihnachtszeit ohne Kerzen? Undenkbar! Unsere stimmungsvollen »kleinen Erleuchtungen« blicken auf eine lange Geschichte zurück.
Von der Steinzeit zum alten Rom ...
Mit steinernen Lampenschalen, in denen ein Docht in flüssigem Talg oder Tran brannte, trotzten wahrscheinlich schon die Cro-Magnon-Menschen vor zirka 40.000 Jahren der Dunkelheit. Von festen statt flüssigen Kerzen aber, die ohne ein Gefäß auskommen, ist jedoch erst in römischen Schriften aus der Zeit um Christi Geburt die Rede - wobei die Römer ihre traditionellen, inzwischen allerdings opulent verzierten Öllampen noch sehr viel schicker fanden als die neumodischen schmalen Lichter, die aus gerollten und mehrfach in heißen Talg oder flüssiges Wachs getauchten Papyri bestanden.
Wachs im Werden!
Das Christentum aber sah in der strahlenden, hoch aufragenden Kerze dann ein sehr überzeugendes Symbol für Jesus Christus als Licht der Welt und seinen Triumph über den Tod. Daraufhin entstand ein enorm großer Bedarf der Kirchen an Altar- und Opferkerzen, der dafür sorgte, dass die Lichtzieher und Kerzengießer im Mittelalter ein gutes Auskommen hatten. Wohlriechende Bienenwachskerzen brannten damals allerdings nur in den Gottes- oder Adelshäusern; das gemeine Volk begnügte sich bis zum 16. Jahrhundert mit ranzig qualmenden und heftig rußenden Lichtspendern aus Hammeltalg oder Rinderfett - die man in Zeiten der Hungersnot jedoch praktischer Weise auch verspeisen konnte.
Schnäuz, schnäuz – das ist mir Schnuppe?!
Die frühen Lichtspender hatten auch den lästigen Nachteil, dass sie im Betrieb sehr wartungsintensiv waren: Alle halbe Stunde musste der abgebrannte Docht gekürzt werden, damit die Kerze nicht rußte oder tropfte. Diesen Vorgang nannte man »schnäuzen« oder »snuppen«, weil der verkohlte Docht selbst »Schnuppe« hieß. Auch hier schuf die Kerze Arbeitsplätze: Im Lichterglanz fürstlicher Feste waren ganze Heerscharen von hauptberuflichen Schnäuzern unterwegs, die, wenn sie gut waren, den Docht abschneiden konnten, ohne dabei gleich die ganze Kerze zu löschen.
Endlich ausgereift!
Die ruhig, geruchs- und rußlos brennende Komfortkerzen, die wir heute im Adventskranz stehen haben, verdanken wir der Entdeckung der Rohstoffe Stearin und Paraffin und der Verbesserung der Dochte (durch Tränken in Salzlösung) im 19. Jahrhundert. Doch damals wurde ja auch die Glühbirne erfunden, die die Kerzen – rein beleuchtungstechnisch gesehen – eigentlich ja eh entbehrlich machte. Oder? Nein! Nicht nur bei Stromausfall, sondern auch, um eine besinnliche, romantische oder feierliche Atmosphäre zu schaffen, sind Kerzen für uns bis heute unerlässlich.
Vielen Dank für Ihr Interesse! Bei dem Text, den Sie gerade gelesen haben, handelt es sich um die überarbeitete Neufassung eines im Auftrag der Kieler Werbeagentur WortBildTon GmbH für das mein coop magazin (Dezemberausgabe 2014, S.93) verfassten Artikels.
Fotos: © M. Mundt sowie Dieter Schütz / pixelio.de (Öllampe) und Gerd Altmann / pixelio.de (Lichtermeer). Vielen Dank!
Weitere Beiträge zur Geschichte der alltäglichen Dinge: Der Dosenöffner – und wie es früher ohne ihn ging
Backe backe Plätzchen ... Das Fest vor dem Fest
Nun aber fix ans Werk! Im Schein der Adventskerzen wollen Sie doch sicher auch köstliche selbstgebackene Plätzchen knabbern, oder?
Zum Glück stehen Ihnen bei den Vorarbeiten eifrige kleine »Weihnachtswichtel« zur Seite: Kinder lieben es, nach Herzenslust in der vorweihnachtlichen Backstube zu werkeln! Manche von ihnen fragen sogar schon beim sommerlichen Grillabend, wann endlich wieder Plätzchenzeit ist ...
Das Erlebnis, mit den eigenen Händen im Teig zu kneten, hier und da etwas davon zu naschen, lauter selbst gemachte »kleine Kuchen« auszustechen und sie fantasievoll zu verzieren – das ist fast so schön wie die Geschenke am Weihnachtsabend! Gemeinsam Plätzchen backen versüßt aber nicht nur die Wartezeit bis zum Fest, sondern kann - alle Jahre wieder - auch zu einem ganz besonderen Ritual werden, das Geborgenheit gibt, den Zusammenhalt in der Familie stärkt - und später vielleicht zu den liebsten Erinnerungen Ihrer Kinder gehört?!
Damit bei der Weihnachtsbäckerei alles gut klappt und sie den Kleinen rundherum Freude bereitet, haben wir hier einige Tipps für Sie zusammengestellt.
Gut organisiert!
Schon bevor es so richtig losgeht, kann eine kluge Planung viel Stress verhindern.
♣ Mit Kindern dauert das Backen deutlich länger, als wenn die Mama allein in der Küche agiert. Drei Stunden brauchen Sie mindestens. Kalkulieren Sie also ausreichend Zeit ein und verabreden Sie am großen Backtag lieber keine weiteren Termine!
♥ Wenn der beste Freund (respektive die beste Freundin) beim Backen dabei ist, macht es den Kindern doppelt viel Spaß – doch lassen Sie der Übersichtlichkeit halber lieber nicht mehr als drei bis fünf Weihnachtswichtel in Ihrer Küche zu.
♦ Der Raum sollte selbstverständlich sauber und hygienisch sein – doch auf Hochglanz putzen Sie die Küche lieber erst nach der fröhlichen Mehl-, Milch- und Eierschlacht, nicht vorher, sonst ärgern Sie sich nur.
♦ Alle Arbeitsutensilien und Zutaten – von den Eiern bis zum Puderzucker für die Glasur und dem bunten Streusel für die Dekoration – sollten Sie rechtzeitig vorher besorgen und griffbereit haben.
♥ Eine große Auswahl an Ausstechförmchen ist unbedingt gefragt!
♥ Handliche Nudelhölzer für kleinere Kinder gibt es in Spielwarengeschäften.
♦ Zwei Backbleche für den Ofen erleichtern die »Schichtarbeit«.
♦ Eher langweilige Vorarbeiten wie das Auslegen der Arbeitsfläche mit Backpapier kann Mama schon vorher erledigt haben.
♥ Jeder Zuckerbäcker braucht sein eigenes Werkzeug, und jeder wird mit einer Schürze ausgestattet. Alternativ können Sie den Kindern Ihre alten T-Shirts als »Profi-Arbeitskittel« anbieten. Lange Haare werden zurückgebunden. Vielleicht lassen sich die Kleinen auch zu »echten Bäckermützen« (z.B. Duschhauben aus Plastik) überreden?
Viel gelernt!
Das Plätzchenbacken ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Kinder mit den Basics der Küche vertraut zu machen; zum Beispiel:
♦ Wer mit Lebensmitteln hantiert, wäscht sich vorher die Hände ...
♥ Wo steht welche Zutat, wo finde ich in unserem Haushalt das Mehl oder die Eier?
♠ Warum ist es wichtig, den Teig gleichmäßig zirka fünf Millimeter dick auszurollen? (Damit manche Plätzchen nicht zu flach werden und anbrennen, wenn sie mit dickeren Kollegen in den Ofen kommen.)
♣ Warum darf man Mehl beim Ausrollen nicht zu reichlich verwenden? (Damit der Teig geschmeidig bleibt und die Plätzchen nicht steinhart oder brüchig werden.)
♥ In welcher Richtung werden die Förmchen in den Teig gedrückt? Wie sticht man platzsparend so viel wie möglich aus?
♦ Wie bediene ich einen Handmixer?
♦ Was gibt es nach dem Backspaß (gemeinsam!) aufzuräumen und zu reinigen?
In der Nähe des heißen Ofens sollten Sie die Kinder natürlich keinesfalls unbeobachtet lassen, sondern ihnen die ganze Zeit unterstützend zur Seite stehen. Doch lassen Sie den Kleinen ansonsten so viel Freiraum wie möglich, trauen Sie ihnen ruhig auch schwierigere Aufgaben zu! Auch wenn zunächst allerlei danebengeht – nicht schlimm, beim nächsten Versuch klappt es schon viel besser! In erster Linie zählt ja der Spaß bei der Sache, nicht das perfekte Resultat.
Basisarbeiten ...
Für das Plätzchen-Rezept gilt: Je einfacher, desto kindgerechter. Wählen Sie einen unkomplizierten Teig und backen Sie nicht mehr als zwei verschiedene Sorten Plätzchen pro Nachmittag.
Nach aufwändigeren Rezepten sollten Sie besser ohne die lieben Kleinen backen – doch stattdessen vielleicht ja zusammen mit Ihrer Mutter?
Mit Kindern ab fünf kann man den Teig bereits gut gemeinsam herstellen, bei jüngeren Kindern ist es günstiger, ihn vorab allein vorzubereiten. Er braucht dann nur noch ausgerollt zu werden - und schon beginnt der Hauptspaß: das Ausstechen ganz besonderer Formen und Figuren und das abschließende Dekorieren der gebackenen Kekse.
Bestens in Form!
Tannenbäume, Sterne, Monde und Herzen – mit dem klassischen Förmcheninventar lässt sich gut und platzsparend arbeiten. Doch wenn Sie sich einmal auf dem Weihnachtsmarkt oder im Internet umschauen, werden Sie auf erstaunliche Alternativen zu den traditionellen Ausstechern treffen.
Auf Fußballspieler, Flugzeuge, Autos, Motorräder, Ritter, Schwerter oder Cowboy-Colts zum Beispiel, die auch den backmuffeligsten Sohn begeistern können. Die Lieblingstiere Ihrer Kinder sind - vom Delphin bis zum Dinosaurier – ebenso als Plätzchenform erhältlich wie Max und Moritz, Heidi nebst Alm-Öhi und Geißen-Peter oder fröhliche Smileys.
Die Anschaffung solcher spezielleren Backformen kostet zwar etwas mehr als die Standardware – doch sie lohnt sich vom Spaßfaktor her ganz bestimmt!
Toll verziert!
Wenn die Plätzchen köstlich duftend aus dem Ofen kommen, folgt auch schon der nächste Höhepunkt des Back-Events. Für das abschließende Verzieren der Kekse können Sie gar nicht genug unterschiedliches Material zur Verfügung stellen: Schokoplättchen, -splitter oder -tröpfchen, Mokkabohnen, Nüsse, bunten Streusel, Liebesperlen, Smarties, Zuckerschrift, Zuckerblümchen oder Baisersterne ... je vielfältiger, desto vergnüglicher!
Wichtig ist, dass die frisch gebackenen Plätzchen vor dem Dekorieren gut auskühlen. Dann werden sie mit Eigelb oder Zuckerguss bestrichen, damit die Verzierung gut haften bleibt.
Um klumpenfreien Puderzucker zu erhalten, wird er zunächst durch ein Sieb gestrichen. Dann gibt man nach und nach Flüssigkeit dazu und rührt beides glatt, bis eine dickflüssige Masse entsteht. Schlicht mit Wasser vermischt, erhalten Sie weißen Zuckerguss, der dann bunt bestreut werden kann. In getrennten Schüsselchen mit Lebensmittelfarbe gemixt dagegen entsteht auf dieser Grundlage ein ganzer »Guss-Tuschkasten«, der Kreativität in allen Regenbogenfarben erlaubt. Farbintensive Fruchtsäfte (wie z.B. Johannisbeersaft) statt Wasser tönen den Zuckerguss ebenfalls leicht ein und geben ihm zusätzlich einen besonderen Geschmack. Nach dem Anrühren muss der Guss sofort verarbeitet werden. Um ihn auf den Plätzchen zu verteilen, bekommt jedes Kind einen Silikonpinsel – doch ein einfacher Löffel tut's auch. Achten Sie darauf, dass der Zuckerguss gut trocknet und aushärtet, bevor Sie die Plätzchen (gaaaaanz vorsichtig!) in die Keksdose legen – sonst zerstören Sie die Dekoration vielleicht und es gibt Tränen!
Beim Arbeitsgang Verzieren ist zudem elterliche Toleranz gefragt, denn Kinder schießen vor lauter Begeisterung gern meilenweit übers dekorative Ziel hinaus und produzieren eifrig ein wunderlich überladenes Gebilde nach dem andern. Lassen Sie ihnen dieses Vergnügen, mehr Dezenz und Stilgefühl wird sich im Laufe der Jahre schon entwickeln. Seien Sie genauso stolz auf die kreativen Kekskunstwerke wie die kleinen Bäcker selbst! Bieten Sie sie all Ihren Freundinnen zum Adventskaffee an!
In hübschen Dosen oder Geschenktütchen verpackt, sind die Plätzchen auch ein einmalig schönes Weihnachtsgeschenk für Oma und Opa, Onkel und Tante.
Vielen Dank für Ihr Interesse! Bei dem Text, den Sie gerade gelesen haben, handelt es sich um die überarbeitete Neufassung eines im Auftrag der Kieler Werbeagentur WortBildTon GmbH entstandenen Artikels, der im November 2010 als Titelstory des mein coop magazins erschienen ist.
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Fotos: © S. Hofschlaeger / pixelio.de, olga meier-sander / pixelio.de JörgBrinckheger / pixelio.de, Stefanie Leistner / pixelio.de, Robert Köhn / pixelio.de, Olga Meier-Sander / pixelio.de, Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de/ pixelio.de - vielen Dank für die schönen Motive!
Unser Festtagsgebäck erzählt Geschichten
Traditionelle Weihnachtsgebäcke versüßen uns nicht nur das Leben, sondern haben oft auch eine besondere symbolische Bedeutung.
Stollen: Weiß, weihnachtlich – und seit rund 700 Jahren im Trend
Wer das Rezept und die Form des Stollens erfunden hat, ist nicht überliefert. Kulturforscher vermuten, dass der Prototyp schon um 1300 herum in Sachsen gebacken wurde. Urkundlich belegt ist der Stollen erstmals in einem Schriftstück aus dem Jahr 1329, in dem sich die Bäcker der Stadt Naumburg an der Saale bereit erklären, dem Bischof Heinrich und seinem Hofe zu Weihnachten »zween lange Weizenstollen, wozu ein halber Scheffel Weizenmehl verwandt werde« zu entrichten. Da wollte der sächsische Landesfürst nicht nachstehen und erhob eine Zinspflicht, nach der die Weiß- und Platzbäcker der Residenzstadt Dresden ab 1560 an jedem zweiten Weihnachtsfeiertag zwei Christstollen von jeweils anderthalb Meter Länge und je 36 Pfund Gewicht zu liefern hatten. Diese Prachtstücke wurden von acht Meistern und acht Gesellen zum Schloss getragen - und zwar regelmäßig bis ins Jahr 1913 hinein.
Ganz so köstlich wie heute waren der Urstollen und seine frühen Nachfolger aber wohl nicht. Denn viele Zutaten und Gewürze, wie Vanille, Zitronat und Orangeat, Rosinen, Korinthen und Mandeln, die dem Teig sein besonderes Aroma verleihen, waren früher entweder noch völlig unbekannt oder unerschwinglich teuer.
Allerlei Grollen um den Stollen gab es jedoch vor allem, weil dieser zunächst - wenig schmackhaft! - mit Rüböl gebacken werden musste. Denn in den katholischen Ländern war die Adventszeit damals Fastenzeit, und deshalb war Butter verboten. Auf Bitten des Kurfürsten Ernst von Sachsen hatte Papas Innozenz VIII 1470 jedoch ein Einsehen und erlaubte den Stollenbäckern fortan, »... dass ihr, eure Weiber, Söhne und Töchter und alle euren wahren Diener und Hausgesinde der Butter anstatt des Öls ohne einige Pön (d.h.: ohne Pein oder Strafe) und ziemlich gebrauchen möget«.
Die Nachsicht des Heiligen Vaters weist ihn nicht nur als Feinschmecker aus, sondern mag vielleicht auch darin begründet gewesen sein, dass der Stollen durchaus als Ausdruck des christlichen Glaubens gelten kann. Denn er gehört zu den sogenannten Gebildbroten, die symbolisch bestimmte bedeutsame Objekte oder Figuren darstellen. Und in diesem Sinne steht der ganz in Puderzucker gehüllte Stollen seit vielen Jahrhunderten für das in weiße Tücher gewickelte Christuskind. Alternativ galt er aber auch der Erinnerung an den Kindermord zu Bethlehem. Deshalb wurden Christstollen im Mittelalter erst am 28.Dezember, dem Tag der Unschuldigen Kinder, angeschnitten.
Der Stern von Bethlehem - aus Zimt
Die weihnachtlichen Zimtsterne hängen dann direkt mit dem Stern von Bethlehem zusammen, der (nach Matthäus) den Heiligen Drei Königen den Weg zur Krippe des Jesuskindes wies.
Hat es diesen sagenhaften Stern wirklich gegeben? Vermutlich schon. Manche Astronomen nehmen an, dass es sich um einen Kometen wie den 1997 am Himmel stehenden Hale-Bopp gehandelt habe, andere, dass es eine Supernova war. Astronomisch erwiesen ist, dass sieben Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung die beiden Planeten Saturn und Jupiter so dicht beieinander standen, dass sie wie ein einziger großer Stern erstrahlten. Diese Tatsache würde sich mit der in der Wissenschaft inzwischen recht verbreiteten Annahme decken, dass der historische Jesus vermutlich im Jahre 7 vor Christi geboren wurde.
Wer dagegen lieber Tannenbaum- statt Sternenplätzchen aussticht, backt damit letztlich an der schon in vorchristlicher Zeit sehr verbreiteten Idee herum, der düsteren, kargen Winterzeit grüne Pflanzen und helles Licht als Symbol der Hoffnung auf eine Wiederkehr des Lebens entgegenzuhalten. Der prächtig geschmückte Tannenbaum, der heute in unseren Stuben steht, ist allerdings noch keine 400 Jahre alt und trat erst im 18. Jahrhundert seinen Siegeszug an.
Und was hat der Nikolaus mit den Spekulatius zu tun?
Die ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Spekulatius, deren komplizierte Reliefformen entweder ausgestochen oder in Holzmodeln geformt werden, geben Szenen aus den Legenden rund um den Heiligen Nikolaus von Myra wieder.
Als Bischof des frühen 4. Jahrhunderts trug dieser den Beinamen »speculator« (= lateinisch für »Aufseher, Beobachter«). An seinem Gedenktag, dem 6. Dezember, wurde der als Wohltäter sehr beliebte Heilige mit »seinem« würzig nach Mandeln, Zimt, Nelken, Kardamon und Muskatnuss duftenden Mürbeteiggebäck geehrt.
Kanonenkugeln mit Zuckerglasur
Nach der beschaulichen Weihnachtszeit wird dann mit etwas weltlicherer Symbolik weitergebacken: Passend zu den krachenden Silvesterraketen am Neujahrshimmel begrüßen wir das kommende Jahr mit kleinen Kanonenkugeln auf dem Teller. Solche nämlich sollte das beliebteste aller Silvestergebäcke, der Berliner, ursprünglich einmal darstellen, berichtet eine von vielen Legenden rund um die Entstehung der rundlichen Leckerei.
Demnach hat einst ein junger Feldbäcker beim Regiment seinem Gebäck diese zum Kampfgetümmel um sich herum gut passende Form gegeben und es dann - mangels Ofen - in einem mit heißem Fett gefülltem Kessel gebacken. Oder war es eher eine vor Liebeskummer völlig verwirrte Köchin, die ihren Kuchenteig, statt ihn im Ofen zu backen, versehentlich ins heiße Fett warf? So könnte der Berliner (der in Berlin übrigens »Pfannkuchen« heißt) einer anderen Ursprungslegende nach ebenfalls kreiert worden sein.
So oder so, bis in die Faschingszeit hinein bleibt die süße Kanonenkugel nun die Lieblingsnascherei der Saison. Kein Wunder, denn die Hochburgen des Karnevals liegen in den katholischen Ländern, und da beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Bis Ostern ist den Gläubigen nun unter anderem der Verzehr von Eiern und Fett verboten - und deshalb schwelgt man natürlich noch einmal besonders üppig in der süßen Pfannekuchen-Wonne.
Und wenn zu Ostern dann wieder nach Herzenslust geschlemmt werde darf, bekommen wir schon wieder allerlei Symbolisches gebacken ... mehr dazu im Special »Eibrote für das Hasenlamm« vom April 2014.
Vielen Dank für Ihr Interesse! In dem Text, den Sie gerade gelesen haben, habe ich die Inhalte zweier Artikel, die im Herbst 2005 im Auftrag der Kieler Werbeagentur WortBildTon GmbH für KNACKfrisch, das Kundenmagazin der Bäckerei Günther, entstanden sind, miteinander kombiniert und aus heutiger Sicht überarbeitet.
Fotos: © Florian Molau/ pixelio.de und Steffi Pelz/ pixelio.de (Stollen) Stephanie Hofschlaeger/ pixelio.de, Gila Hanssen/ pixelio.de (Zimtsterne) Peter Smola/ pixelio.de (Spekulatius) und Wolfgang Dirscherl/ pixelio.de (Berliner) - Vielen Dank dafür!
Wunderliche Weihnachten?
Palmen statt Tannenbäume, Helikopter statt Schlitten, Hexen statt Weihnachtsmänner, laute statt stille Nacht – in anderen Ecken der Welt gibt es zum Fest Erstaunliches zu entdecken!
Andre Länder, andre Feste ...
Sehr spektakulär beginnt zum Beispiel die brasilianische Weihnachtszeit: Hier fliegt der Nikolaus per Helikopter im größten Fußballstadion der Welt, dem Maracana-Stadion, ein. Seine Ankunft wird dann fast ebenso ausgelassen gefeiert wie der Karneval.
In Mexico dagegen bastelt man in der Adventszeit recht außergewöhnlichen Weihnachtsschmuck: Aus den oft kartoffelgroßen und bizarr geformten Radieschen, die hier wachsen, werden Krippenfiguren geschnitzt. Die besten Figuren werden dann in der »Nacht der Radieschen« ausgestellt und prämiert, die alljährlich am 23. Dezember in Oaxaca stattfindet. Die kleinen Mexikaner veranstalten zu Weihnachten auch eine Art Topfschlagen, bei dem sie sich mit verbundenen Augen auf die Jagd nach der »Pinata«, einem mit Süßigkeiten gefüllten Tongefäß, machen.
Heiße Sache!
Ein »gebackener Schwede« (natürlich nur aus Schweinefleisch!) wird in Finnland als Festtagsgericht verzehrt - und ein gemeinsamer Saunabesuch am 24. Dezember gehört hier unbedingt dazu.
Geschwitzt wird jetzt aber auch in Australien, wo man - bei hochsommerlichen Temperaturen von rund 35° - den Weihnachtsmann in roter Badehose auf diversen Strandpartys antreffen kann. Zum Ausgleich laden gewitzte australische Geschäftsleute im Juni oder Juli dann jedoch zu »Christmas II«-Feiern ein; mit Schnee, Glühwein, Braten und allem was sonst noch dazugehört.
Darf's auch etwas später sein?
Italienische Kinder müssen sich bis zum 5. Januar gedulden, bevor sie größere Geschenke bekommen; und diese bringt dann nicht der Weihnachtsmann, sondern die Hexe »La Befana«. Wer aber frech oder böse war, der bekommt von ihr statt der Rute ein Stückchen rabenschwarze Kohle (heutzutage aus gefärbter Zuckermasse).
In Russland trifft der alternative Weihnachtsmann »Väterchen Frost« wegen des julianischen Kalenders erst am 7. Januar ein. Oft wird er begleitet von einem Mädchen, »Snegurotschka«, der Schneeflocke, und einem Jungen, dem neuen Jahr. Beliebte Geschenke sind hier Herzen aus verschiedenen Stoffen. Jedes Herz steht dabei für einen Wunsch, der in Erfüllung gehen soll.
In England dagegen steht am 6. Januar die weißvermummte »Mari Lwyd« vor der Haustür und stellt den Bewohnern Rätselfragen. Wer diese nicht beantworten kann, wird kurzerhand von ihr gebissen und muss etwas zu essen servieren.
Gruselig und zauberhaft
Wenn der erste Stern am Weihnachtshimmel erscheint, beginnt das festliche Abendessen zur polnischen »Boze Narodzenie«. Dabei wird immer für eine Person mehr gedeckt, als Menschen um den Tisch versammelt sind. Warum? Eine Überlieferung besagt, dass dieser Platz für Jesus gedacht ist, eine andere sieht ihn für unerwartete Besucher reserviert, die kein Zuhause haben und sonst einsam feiern müssten. Der leere Stuhl gilt jedoch auch der Erinnerung an ferne oder schon verstorbene Verwandte, die beim Fest nicht dabei sein können.
Wundersame Weihnachtsbräuche waren früher auch in deutschen Landen gang und gäbe. Viele davon dienten dem Schutz vor den bösen Geistern, die laut Volksglauben in den Rauhnächten zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar zuhauf umherziehen und dabei Haus und Hof bedrohen. Sehr hilfreich war es da zum Beispiel, Besen umgekehrt in die Ecke zu stellen und den Tieren Messer in die Futterkrippe zu legen, damit sie nicht verhext wurden.
In Griechenland brennen noch heute zwölf Nächte lang Weihnachtsfeuer, die die »Kalikanzari« abschrecken sollen. Diese boshafte Kobolde zermatschen sonst alles, was sie an Essbarem finden, machen die Milch sauer, binden die Pferde an Schwänzen zusammen – und haben überhaupt an allem Schuld, was in dieser Zeit schief geht!
Doch auch allerlei positive Zauberkraft wurde den Weihnachtstagen früher zugesprochen: Wer einen Rest vom Weihnachtsessen stehen ließ und ein kleines Geldstück dazulegte, sollte im kommenden Jahr immer genug Geld und Essen haben. Den Kühen dagegen gab man zur Mitternacht Heringsmilch, um die zukünftige Milchproduktion zu erhöhen.
Die jungen Mädchen veranstalteten derweil gern weihnachtliche Liebesorakel. Im Frankenwald und im Fichtelgebirge zum Beispiel stellten sie sich zu diesem Zweck am Weihnachtsabend im Kreis rund um einen Gänserich auf. Für das Mädchen, dem er zuerst am Rocksaum zupfte, sollten im nächsten Jahr die Hochzeitsglocken läuten.
Vielen Dank für Ihr Interesse! Bei dem Text, den Sie gerade gelesen haben, handelt es sich um die überarbeitete Neufassung eines im Auftrag der Kieler Werbeagentur WortBildTon GmbH verfassten Artikels, der im Dezember 2007 im mein coop magazin erschienen ist.